tech talk. Einblicke in die digitale Transformation
Öffentliche Ringvorlesung des Interdisziplinären Zentrums für Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften
Viel wird derzeit über „Digitalisierung“ gesprochen. Politik und Medien gebrauchen das Schlagwort geradezu inflationär. Der Begriff selbst bleibt dabei merkwürdig diffus.
Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe tech talk geben Forscherinnen und Forscher der FAU einen Einblick in aktuelle Debatten und bieten tiefergehende Informationen zu einzelnen Themenfeldern der Digitalisierung und Reflexionen der digitalen Transformation.
Dabei treffen Diskurse über die Zukunft der Wissenschaft und Bildung in Zeiten von kurzlebigen Hashtag-Debatten auf neue Strategien von industriellen Fertigungsprozessen; technische auf ethische und (straf-)rechtliche Fragen. Dass bei der Verwendung von immer wiederkehrenden Begriffen wie Algorithmus, Big Data oder Künstliche Intelligenz, nicht immer alle dasselbe meinen, wird nur allzu offensichtlich. Virtuelle Räume können schnell unsere menschlichen Wahrnehmungsapparate überfordern oder erscheinen im Form des Darknet als rechtsfreie Spielwiesen für die Verletzung von Grundrechten. Wer schützt dabei meine Bilder oder Videos und wer sichert meine Rechte? Es muss hinterfragt werden, warum gerade totalitäre Systeme besonders fortschrittlich erscheinen, wenn man auf eine digitalisierte und automatisierte Verwaltung blickt. Welche Daten müssen erhalten werden und an welchen kann man verdienen? Wem gehört meine virtuelle Identität, wenn nicht mir, und wen interessiert meine Schrittanzahl pro Tag?
Interdisziplinäre Einblicke in ein weites Feld
In einer interdisziplinären Ringvorlesung geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU Erlangen-Nürnberg im WS 2018/19 einen Einblick in ihre aktuellen Forschungen zur Digitalisierung und digitalen Transformation. Als Veranstalter tritt das Interdisziplinäre Zentrum für Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften der FAU auf, das seit 2014 eine Plattform für die Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen aus den Ingenieurs-, den Geistes- und Sozialwissenschaften bietet. Dabei wird immer wieder deutlich, wie dringend notwendig ein offener Austausch über Digitalisierung und digitale Transformation jenseits von Schlagwörtern ist.
Offene Diskussion für alle Neugierigen
In den einzelnen Vorlesungen werden aus der jeweiligen fachlichen Perspektive heraus Einblicke in die wissenschaftlichen Diskurse gegeben, Fakten und Hintergründe aufgezeigt und erklärt, wie sich die digitale Transformation auch auf Dinge des (Hochschul-) Alltags auswirkt. Eingeladen sind alle, die neugierig oder auch ängstlich auf die Erneuerungen blicken. Ob Sie nun selbst programmieren oder mit dem Computer auf Kriegsfuß stehen, ist vollkommen nebensächlich. Eine produktive Debatte kann nur gemeinsam geführt werden. Denn nur so können wir eine Orientierung im Begriffs-Dschungel bekommen und auf einer tieferen Ebene jenseits der Schlagwortdebatten Visionen für die Zukunft entwickeln.
Die Videoaufzeichnungen der Vorträge finden Sie unter
https://www.video.uni-erlangen.de/course/id/709
Programm
Algorithmen, Daten und Digitalisierung und sind drei Begriffe, die im aktuellen Diskurs um die Digitalisierung häufig benutzt, aber nur selten fundiert und differenziert erläutert werden. Die inflationäre Verwendung von Begriffen ohne die Mühen des Benennens und Erläuterns, wie die damit bezeichneten Phänomene zu fassen seien und durch welche Eigenschaften sie charakterisiert sind, leistet nichts anderes als Bedeutungsverunklarung ohne eine Chance auf Gewinn an Erkenntnis oder wohlbegründeter Meinung. Dieser Beitrag stößt in dieses Desiderat.
Aufzeichnung des Vortrags unter https://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/9562
23.10.2018
Wissenschaftliches Arbeiten beruht, insbesondere in den Natur- und Ingenieurswissenschaften, bereits seit Jahrzehnten zusehends auf computergestützten Methoden. Während diese Entwicklung fortschreitet und zusehends mehr Arbeit automatisiert wird, stellen sich wesentliche erkenntnistheoretische Fragen, zusammen mit sozialen und psychologischen Implikationen. Dieser Fragenkomplex wird angegangen anhand des Problems der „Opazität“, also der epistemischen Intransparenz computergestützter Methoden.
Der Vortrag wurde auf Wunsch des Referenten nicht aufgezeichnet.
30.10.2018
Virtuelle und Erweiterte Realität ist eine der Zukunftstechnologien.
VR-Brillen lassen einen Benutzer komplett in eine virtuelle Welt eintauchen, andere Brillen erlauben es, virtuelle Objekte in die reale Welt einzublenden. Die Möglichkeiten dieser Technologie werden heute noch vor allem in Computerspielen genutzt. Es ist aber absehbar, dass sie auch im Alltag und im Arbeitsleben Einzug halten werden. Doch die technischen Möglichkeiten sind noch begrenzt, zum echten Holodeck à la Star Trek ist es noch ein weiter Weg. In dem Vortrag werden die Grundlagen dieser Technologie vorgestellt und Ergebnisse aus aktuellen Forschungsprojekten vorgestellt. Es wird gezeigt, was mit heutigen Mitteln geht und welche Probleme noch gelöst werden müssen.
Aufzeichnung des Vortrags unter https://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/9670 (Zugang nur mit IDM-Kennung)
6.11.2018 ACHTUNG: geänderter Raum, heute in KH 0.011
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft verlagern auch viele Kriminelle ihren Fokus auf den Cyberspace. Der Vortrag zeigt anhand von Beispielen, welche neuen kriminellen Geschäftsmodelle mit der Digitalisierung entstanden sind und wie sie entwickeln.
Der Vortrag wurde auf Wunsch des Referenten nicht aufgezeichnet.
13.11.2018
Durch die Digitalisierung haben sich die Öffentlichkeitsräume substantiell erweitert. Der klassische Journalismus hat seine Gatekeeperfunktion verloren. Rezipienten werden zu Produzenten (Prosumer) von Inhalten und können sich an öffentlichen Diskursen über zahlreiche digitale Kanäle aktiv beteiligen. Neben den Chancen zur Partizipation ergeben sich eine Reihe von Risiken durch diese Veränderungsprozesse. Es wird diskutiert, welche medienethischen Konsequenzen für die Online-Kommunikation sich aufgrund der skizzierten Entwicklungen ergeben und welche Möglichkeiten der Handlungsautonomie im Internetzeitalter erforderlich sind.
Aufzeichnung des Vortrags unter https://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/9746
20.11.2018
Können additive Fertigungsverfahren die Welt retten oder werden diese Verfahren in der Zukunft ausschließlich genutzt Prototypen und Spielzeug zu drucken? Wo helfen uns additive Fertigungsverfahren bereits heute und wie schaffen wir es diese Technologien ins Fertigungsumfeld zu integrieren? Diese und weitere Fragen werden im Rahmen des Vortages geklärt.
Aufzeichnung des Vortrags unter https://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/9747
27.11.2018
Der sich stark verschärfende Preiskampf treibt das Gesundheitssystem weltweit an die Grenzen. Im Angesicht des demographischen Wandels muss man sich leider eingestehen, dass nicht alle Menschen gleichermaßen einen Zugang zu unbegrenzten Gesundheitsleistungen haben werden können. Aus dieser Erkenntnis schöpft sich ein alternativer Ansatz, in dem nicht die Krankheiten behandelt werden, sondern bereits in der Prävention die Gesundheit der Menschen erhalten werden soll: keeping people healthy.
Dieser Paradigmenwechsel erfordert von der Forschung ein Umdenken. Daraus erklärt sich das steigende Interesse für tragbare Computersysteme, die eine alltägliche Gesundheitsüberwachung leisten können, um Menschen gesund und damit außerhalb der Krankenhäuser zu halten.
Aufzeichnung des Vortrags unter https://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/9796
4.12.2018
Kann ein digitales Bild oder Video als Beleg für ein tatsächliches Ereignis herangezogen werden, obwohl es mit verschiedenen Software-Paketen leicht verändert werden kann? In der Multimediasicherheit werden Methoden erforscht, mit denen Bilder und Videos geschützt und verifiziert werden können. Es ist einerseits möglich, Inhalte vor der Verbreitung mit einem sogenannten digitalen Wasserzeichen aktiv zu schützen. Es ist andererseits unter geeigneten Umständen möglich, Inhalte nach der Verbreitung mit einem sogenannten statistischen Fingerabdruck passiv zu verifizieren.
11.12.2018
Computer Vision hat sich zu einer Schlüsseltechnologie für viele Industrien entwickelt. Mittels Bildverarbeitung fahren Autos autonom und Handyfotos werden schöner. Als Teilbereich der künstlichen Intelligenz soll der Computer sehen lernen und Bilder verstehen. Das geht vor allem über Training in Form von hunderttausenden menschlich annotierten Bildern.
Trotz des aufwendigen Trainings kommt es dennoch immer wieder zu Fehlern, wie den Aufsehen erregenden Fall der als Gorilla kategorisierten Menschen. Mit dem Wissen, dass die Vorgänge in den Rechenprozessen schwer nachzuvollziehen sind, ist der Vortrag den Bildern und Annotationen gewidmet, an denen die Maschine trainiert wird. Vor welchen kognitiven und diskursiven Herausforderung steht das künstliche Sehen?
18.12.2018
Im Forschungsprojekt „Historische Räume in Texten und Karten – Eine kognitiv-semantische Analyse von Flavio Biondos »Italia illustrata«“ der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, spielen Fragen nach dem historischen Verständnis des sozialen Raums und seines Wandels im sogenannten langen Mittelalter eine zentrale Rolle. Mit der Untersuchung der Beziehungen zwischen historischen Karten und Texten soll das historische Raumverständnis und das mit ihm verknüpfte Wissen ergründet werden, indem wir Ansätze aus der kognitiven Linguistik aufgreifen. Im Projekt setzen wir verschiedene Verfahren der „Digital Humanities“ zur Erschließung – insbesondere Annotation und Analyse – digitalisierter historischer Texte und Karten ein und nehmen damit die (Re-)Konstruktion kognitiver Karten in den Blick.
15.01.2019 ENTFÄLLT
Lange wurden Autokratien nur als Zwischenform auf dem nicht zu vermeidenden Weg in Richtung einer Demokratie gesehen. Doch nicht nur die Krise der repräsentativen Demokratie mit ihren populistischen Entgleisungen und illiberalen Auswüchsen, sondern auch das zunehmend selbstbewusste und resiliente Auftreten von Autokraten weltweit sprechen eine andere Sprache. Der Vortrag zeigt am Beispiel ausgewählter Länder wie China, Saudi-Arabien und Russland, wie Autokraten das digitale Zeitalter nutzen, um noch „fester im Sattel“ zu sitzen.
5.2.2019
Wo und wann?
Kollegienhaus, Raum 1.011, Zeit: 18:00–20:00 Uhr c.t
am 06.11.2018 im Raum 0.011
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